Wie fange ich an?

Bevor du anfängst, nach Mit-Menschen für deine Selbsthilfegruppe zu suchen, wäre es hilfreich, wenn du dir über deine Erwartungen an die Gruppe klar wirst.
Diese können sein:

  • über deine Erfahrungen mit deiner Erkrankung oder deinem Problem reden
  • erfahren, wie andere damit umgehen
  • gemeinsam auf ein konkretes Ziel hinarbeiten oder zusammen ein neues Verhalten ausprobieren
  • gemeinsame Aktivitäten planen
  • Öffentlichkeit für dein Thema schaffen
  • gesellschaftliche Veränderungen auf den Weg bringen …

Wo finde ich Unterstützung?

Selbsthilfekontaktstellen bieten kompetente und kostenfreie Hilfe rund um die Selbsthilfe an. Die Adresse der Selbsthilfekontaktstelle in deiner Nähe findest du hier.
Die Fachkräfte der Kontaktstellen

  • vermitteln dich an bereits bestehende Selbsthilfegruppen
  • beraten dich bei der Gruppengründung und klären mit dir deine Ziele
  • bieten Räume für Gruppentreffen an
  • unterstützen bei der Gruppenarbeit
  • helfen bei Schwierigkeiten
  • begleiten bei Bedarf die ersten Treffen …

Wie soll ich die Gruppe nennen?

Hier sind eurer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Habt ihr es mit einer Erkrankung zu tun, die einen eindeutigen Namen hat? Dann kann es sinnvoll sein, diese zum Aufhänger eurer Gruppe zu machen: Selbsthilfegruppe für Epileptiker.
Ihr könnt auch eure gemeinsame Ausgangslage betonen: Studieren mit chronischen Erkrankungen – oder das gemeinsame Ziel in den Vordergrund stellen: Mutiger werden! Theatergruppe für Menschen mit sozialen Ängsten.
Wenn die Gruppe nur jüngere Betroffene ansprechen soll, macht das ruhig schon durch einen Zusatz im Namen deutlich: Busenfreundinnen – Austauschgruppe für junge Frauen mit Brustkrebs.

Wie finde ich andere, die mitmachen wollen?

Registriere deine Gruppe in unserer Datenbank
Über das Registrierungsformular kannst du deine Gruppe ganz einfach in unserer Datenbank eintragen. Du kannst dort auch angeben, dass sich deine Gruppe noch in der Gründung befindet. So können Interessierte sie finden und dich kontaktieren.

Mache Werbung für deine Gruppe

Frage bei deiner Selbsthilfekontaktstelle nach, ob sie deine Gruppe in ihre örtliche Selbsthilfedatenbank aufnehmen und Interessierte an dich weiterleiten kann. Oder mache im Internet darauf aufmerksam – in passenden Foren, Social Media oder auf einer eigenen Homepage. Erstelle einen Flyer und lege ihn in Cafés, Arztpraxen und Kliniken, in Beratungsstellen, Supermärkten, an Unis oder Berufsschulen aus. Frage bei lokalen Zeitungen oder Radiosendern nach, ob über die Gruppengründung berichtet werden kann. Gib eine Kleinanzeige auf … Es gibt viele Möglichkeiten, auch hier sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Wo können wir uns treffen?

Viele Selbsthilfekontaktstellen bieten kostenfreie Räume für Gruppentreffen an. Aber auch bei anderen Beratungsstellen, in Nachbarschaftsheimen, Volkshochschulen, Kirchengemeinden oder Familienzentren lassen sich häufig Räume kostenfrei oder für wenig Geld nutzen.
Vielleicht möchtet ihr euch aber auch in einem Café, einer Kneipe oder einem Park treffen oder gemeinsam klettern, schwimmen oder kochen? Viele Gruppen treffen sich auch digital. Am Besten ihr sucht euch einen Ort, an dem ihr euch wohl fühlt, und berücksichtigt dabei auch die Bedürfnisse der Gruppenmitglieder (zum Beispiel rollstuhlgerecht, abends zugänglich, gut erreichbar).

Was passiert beim ersten Treffen?

Natürlich ist das erste Treffen vor allem zum Kennenlernen da. Aber ihr könnt auch schon damit anfangen, ein paar Entscheidungen für eure Gruppe zu treffen. Welche gemeinsamen Ziele wollt ihr euch setzen? Wann, wo und wie oft wollt ihr euch treffen? Sollen noch weitere Leute dazu kommen? Wie wollt ihr eure Gruppe nennen? Wer möchte die Ansprechperson für die Gruppe sein? Manche Fragen brauchen auch ihre Zeit. Herauszufinden, was ihr zusammen tun möchtet – wie ihr zusammen arbeiten wollt – ist ein gemeinsamer Prozess, der durchaus eine Weile dauern kann.

Brauchen wir Regeln?

Einige wenige, aber eindeutige Regeln können helfen, dass alle Beteiligten gerne mitmachen und die Zusammenarbeit klappt. Zum Beispiel, rechtzeitig abzusagen, wenn man nicht kommen kann. Verschwiegenheit über die Gespräche in der Gruppe zu wahren. Die anderen ausreden zu lassen und vorsichtig mit Urteilen zu sein.

Was machen wir, wenn es Probleme in der Gruppe gibt?

Konflikte und Meinungsverschiedenheiten lassen sich nicht immer vermeiden. Diese können aber auch eine Entwicklungschance für eure Gruppe sein. Am Besten ihr sprecht Probleme offen an und sucht gemeinsam eine Lösung. In schwierigen Gruppenphasen kann es auch helfen, jemanden von der Kontaktstelle hinzuzuziehen.

Wie laufen unsere Gruppentreffen ab?

Gemeinschaftliche Selbsthilfe bedeutet, dass sich Menschen mit anderen zusammentun, um gemeinsam etwas zu bewegen. Welche Form das annimmt – ob zum Beispiel das Reden im Vordergrund steht oder eher Aktivitäten – entscheiden allein die Beteiligten.
Manche Gruppen machen Übungen, mischen sich politisch ein oder erzählen in Schulen von ihren Erfahrungen. Andere drehen einen Film über ihre Situation, planen Ausflüge und organisieren Termine mit Fachleuten.

Braucht unsere Gruppe Unterstützung durch Fachleute?

Selbsthilfegruppen sind eigenverantwortlich und selbstbestimmt. Als „Expert*innen in eigener Sache“ arbeiten sie normalerweise ohne Anleitung. Natürlich könnt ihr euch aber Beratung und Hilfe holen, wenn ihr das wollt. Eine zeitweise Begleitung durch eine Selbsthilfekontaktstelle kann auch Vieles erleichtern. Wenn ihr fachlichen Input wünscht, könnt ihr auch Referent*innen einladen – etwa Fachleute aus Kliniken oder Beratungsstellen.

Weitere Informationen gibt es bei der NAKOS. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen in Berlin ist Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um gemeinschaftliche Selbsthilfe. Dort bekommt ihr die Adressen von Selbsthilfekontaktstellen in eurer Nähe und von überregionalen Selbsthilfevereinigungen zu eurem Thema. Ihr könnt außerdem Informationsmaterialien anfordern, zum Beispiel die „Starthilfe zum Aufbau von Selbsthilfegruppen“.

Kriege ich das hin?

Na klar! Jede Selbsthilfegruppe hat einmal mit der Initiative Einzelner beziehungsweise einiger weniger Personen begonnen. Du brauchst Lust und Bereitschaft, gemeinsam mit anderen aktiv zu werden. Du musst auch nicht alles alleine machen. Die Fachkräfte der Selbsthilfekontaktstellen können dir bei der Suche nach anderen helfen. Seid ihr erst einmal zu zweit oder dritt, verteilt sich die Verantwortung für den Aufbau der Gruppe dann sowieso auf mehrere Schultern.